Diesen Monat startet eigentlich meine Yoga-Lehrer-Ausbildung. Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich diesen Beitrag schreiben möchte … Bereits in der Vergangenheit habe ich ja über meine (unteren) Rückenprobleme und Schmerzen berichtet – ausgelöst vor über 6 Monaten durch eine Verletzung beim Yoga (der Frosch will gekonnt sein) und eine daraus resultierende fiese Iliosakral-Gelenk-Blockade. Nachdem sich meine Lage aber eher noch verschlimmerte in den letzten Wochen, war klar: An der lang-ersehnten Yoga-Lehrerausbildung kann ich nicht teilnehmen.
Finger weg vom Yoga
Alleine die Tatsache, das zu schreiben, fühlt sich beschissen an. Daher zögerte ich auch, diesen Artikel zu schreiben, wollte aber auch mein Wissen weitergeben, um anderen Yogis zu helfen. Doch was ist eigentlich passiert? Warum kann ich vorerst keine Yoga-Lehrerin werden? Sollten wir mit moderner Medizin, Rückenprobleme nicht locker in den Griff bekommen? Tatsache ist, nach einer über 6-Monate langen Ärzte-Arie fühlte mich bis vor kurzem unverstanden, schlecht beraten und zweifelhaft behandelt. Dann noch der innerliche Druck, schnell wieder gesund zu werden, denn meine 200-Stunden-Yogalehrer-Ausbildung bei einem Stuttgarter Yoga Studio beginnt am ersten Juni-Wochenende. So ging der tägliche „Kampf“ mit meinem Körper los – mal wachte ich schmerzfrei auf und kam ohne Anstrengungen aus dem Bett. Wunderbar, dachte ich! Geht doch – es steht deiner Ausbildung also nichts im Wege! Doch eine falsche Bewegung und schon kamen die Schmerzen zurück. Zu diesem Zeitpunkt hatten mir bereits mehrere Ärzte nahegelegt, mir die Ausbildung gut zu überlegen, wenn nicht sogar ganz die Finger vom Yoga zu lassen. Ich fühlte mich fast persönlich angegriffen und zog enttäuscht ab. Doch auch ich spürte tief drin, dass mein Körper wirklich dicht macht, Pause will und für die Ausbildung momentan nicht bereit scheint.
Ursachenforschung mit Geduld und Ehrlichkeit
Eine handfeste Diagnose hatte ich bis vor Kurzem immer noch nicht, geschweige denn eine anständige Behandlung. Mal ein bisschen Physio hier, eine Ibuprofen da – das war alles, was ich verschrieben bekam. „Ja, so eine Iliosakralgelenk-Blockade dauert halt! Verzichten Sie vorerst auf Sport! Gegen die Schmerzen nehmen Sie Ibus. Außerdem sind Sie hyperflexibel, d.h. überbeweglich. Dadurch merken Sie oft nicht mehr, wann Sie im Yoga zu weit gehen und überdehnen Ihre Bänder und Gelenke. Also Finger weg vom Yoga!“, so meine Orthopädin, bei der ich mittlerweile keine Patientin mehr bin.
Aha! Danke! Soweit wäre ich auch ohne ärztlichen Rat und nerviges Zeit-Totschlagen im Wartezimmer gekommen. Hinnehmen wollte ich diesen Zirkus nicht. Zumal es für mich immer schwieriger wurde, meine Schmerzen zu lokalisieren. Es fühlte sich an, als würden sie in alle möglichen Richtungen ausstrahlen: Schmerzen in der Po-Backe, Schmerzen die gesamte rechte Rücken-Außenseite hoch, ich fühlte mich schief und gestaucht. Ein Alptraum, denn ich wusste nie so richtig, was denn jetzt ausschlaggebend für meine Schmerzen ist, bis auf mein ohnehin blockiertes Iliosakral-Gelenk. Ein Büro-Fulltime-Job und das damit verbundene, stundenlange Sitzen machen es nicht besser. Dazu kommt, dass ich bei Stress und Anspannung meinen Kiefer miteinbeziehe – da wird geknirscht und verspannt nach allen Regeln der Kunst. Förderlich ist das nicht, denn auch diese massive Kiefermuskel-Anspannung kann strahlen und möglicherweise an einer völlig anderen Körperstelle zu Schmerzen führen. Mir wurde klar: Ruhe bewahren! Geduld spielt jetzt eine wichtige Rolle! Betrachte dich mal ganzheitlich und nicht nur klassisch schulmedizinisch.
Zweitmeinungen sind wichtig
Nach mehreren Arztwechseln, kam ich dann (endlich) in die Röhre für ein MRT und wurde erstmals zusätzlich geröntgt. Alles deutete nämlich auf einen Bandscheibenvorfall hin, was meine vorherige Ärztin für völlig ausgeschlossen hielt und auch nicht röntgen wollte. Zwar bewahrheitete sich ein krasser Bandscheibenvorfall glücklicherweise nicht, aber tatsächlich sahen meine Bandscheiben auf den MRT-Bildern ziemlich mitgenommen aus. Flüssigkeit fehlte in den Bandscheiben, was deutlich auf den Bildern zu erkennen war. Das seien massive Verschleißerscheinung sagte mir die Ärztin, und außerdem sei mein Hüftstand etwas krumm (entweder angeboren oder Fehlhaltung), wie die Röntgenbilder verrieten. Von den schmerzhaften Wirbelblockaden mal zu schweigen. Hinzu noch entzündete Muskeln … Donnerwetter! Da hatte ich mir ganz schön was zugezogen und ich merkte selbst: Für Yoga ist es momentan nicht die richtige Zeit. Yoga kann den körperlichen Zustand verschlimmern. Ich gestand mir zudem ein, dass ich eigentlich seit über einem halben Jahr in jeder einzelnen Yogastunde Schmerzen hatte. Kleine und große. Aber ich ignorierte sie oft einfach weg.
Yoga hat viele Gesichter
Diese ganzen Diagnosen trafen mich. Ich musste das alles erstmal verdauen. Aber ich konnte damit endlich auch etwas anfangen und nun in eine ausgewogene Rücken-Therapie starten. Ich spürte, ein langer Weg liegt vor mir. Dann natürlich noch der harte Gang zum Telefon und meine Ausbildung absagen. Da flossen die ein oder anderen Tränchen. Aber manchmal müssen Entscheidungen getroffen werden, und wenn sie noch so hart sind. Danach ging es mir besser. Außerdem ist Yoga nicht nur Asanas. Yoga hat so viele Gesichter, behandelt viele verschiedene Aspekte. Das machte ich mir mal wieder bewusst und beschäftige mich in letzter Zeit umso mehr mit der Philosophie, bewusster Atmung und schaute mir zuhauf Yoga-Dokus und Videos auf Youtube an. Dazu gibt es auch ganz lehrreiche und bereichernde Yoga-Podcasts für zwischendurch. Ich war und bin also nie ganz ohne Yoga. Leichte Dehn-Übungen darf ich machen. Immerhin! Alles andere zeigt die Zeit. Alles zu seiner Zeit. Ich bin zuversichtlich, bald wieder auf den Beinen bzw. der Matte zu sein. Und noch zuversichtlicher bin ich, Yoga- Lehrerin zu werden. Wenn nicht heute, dann an einem anderen Tag.
Meine wichtigsten Tipps und Tricks bei Rückenschmerzen und Blockaden
- Wärme. Nichts ist so heilsam und wohltuend wie eine Wärmflasche oder ein warmes Kirschkern/Moor-Kissen. Um ruhig, locker und entspannt zu werden, hilft Wärme eigentlich immer. Hier schleicht sich im Idealfall langsam ein Geborgenheitsgefühl ein und die Muskeln entspannen. Los lassen!
- Ehrlich zu sich sein! Was könnte mir, außer natürlich der körperlichen Verletzung/Beeinträchtigung selbst, noch Kummer und Schmerzen verursachen? Was tut meinem Herzen und meiner Seele gerade so weh, dass es sich auch körperlich auswirkt?
- In der Ruhe liegt die Kraft! Geduld und tiefes Durchatmen sind gefragt. Mit Druck und Verbissenheit löst sich keine Anspannung der Welt! Und immer schön den Kiefer lockern – heimtückisch nämlich sind angespannte Kiefermuskeln und Kiefergelenke. Das kann überall weitere Schmerzen auslösen
- Gute, alte Heilmittelchen bewähren sich. Auf Retterspitz zum Einreiben der Haut schwören viele Menschen. Riecht ein bisschen wie Franzbrandwein und lässt sich
- Entlasten! Füße hoch an die Wand lehnen und sich mit vollem Bewusstsein auf den gesamten Rücken legen und dabei das Gewicht gleichmäßig verteilen. Eine wahre Wohltat! Dasselbe gilt für „Füße ranziehen“ auf den Bauch und leicht auf dem Rücken hin- und herschwingen.
- Betrachte dich ganzheitlich! Schulmedizin ist was Fabelhaftes, aber ein Gang zum Osteopathen oder Homöopathen kann wahre Wunder wirken. Und ja, ich weiß, das strapaziert leider den Geldbeutel. Aber fragt mal bei eurer Krankenkasse nach – manche übernehmen einen Teil von alternativen Therapieformen.
- Bin ich schief gewickelt?! Ein Hüft-Schiefstand oder Fehlhaltungen können zum einen leicht herausgefunden, und auch relativ gut behandelt werden. Manchmal reichen schon ein Paar Schuh-Einlagen.
- Yoga ist nicht alles. Das musste ich mir schmerzhaft eingestehen. Aber man muss trotz Rückenschmerzen nicht ganz auf Sport und Bewegung verzichten. Schwimmen und Radfahren, aber auch ein langer Spaziergang, sind großartig und herrlich meditative Bewegungsformen. Man kann dabei auch sehr gut den eignen Atem beobachten und lenken.