Am 24. November hat der Hamburger Verein „Yoga für alle e.V“ eine Kampagne gestartet: „In mir ist wieder Licht“. Am 1. Dezember finden außerdem noch Spenden-Yoga-Klassen statt.
Auf Soziales Yoga bzw. die Arbeit des Vereins bin ich vor etwa eineinhalb Jahren über Facebook und Instagram gestoßen und war sofort angetan, vor allem von OMY – Yoga in Altersarmut. Da es sich dabei um ein Herzensthema meinerseits handelt, absolvierte ich im September 2020 die OMY-Fortbildung, die von „Yoga für alle e.V.“ angeboten wird. Danach kam der Stein ins Rollen und das nachfolgende Interview mit Cornelia Brammen und Birgit Köhler, den beiden Vorstandsmitgliedern, zustande.
Hallo liebe Conny und liebe Birgit! Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt und mit mir über eure Vereinsarbeit sprecht. Ich würde gerne vorweg den Begriff Soziales Yoga thematisieren. #sozialesyoga finde ich immer häufiger auf Instagram und natürlich auch in Zusammenhang mit eurem Angebot. Was versteht man darunter?
Wir organisieren und finanzieren mit unserer Arbeit soziales Yoga. Soziales Yoga ist Yoga für Menschen, die sich in der Obhut einer staatlichen und sozialen Einrichtung befinden. Wir als „Yoga für alle e.V.“ können Yogalehrende qualifizieren und somit unterrichten lassen und damit Einrichtung des psychosozialen Bereichs unterstützen. Soziales Yoga ist so definiert, dass es immer in Kooperation mit den Trägern (Einrichtungen) stattfindet. Yoga für alle schließt also automatisch die ein, die aus welchen Gründen auch immer, in kein Yogastudio gehen können. Jemand, der unter starken Depressionen leidet, begibt sich nicht einfach in ein Yogastudio. So ein Yogastudio ist eine hohe Barriere. Soziales Yoga ist ein geschützter, sicherer Raum. Soziales Yoga ist kostenlos, dies ist aber kein entscheidender Faktor. Unsere Kurse werden von Menschen besucht, die sich in Bezugsbetreuung befinden. Diese Einrichtungen empfehlen explizit soziales Yoga für ihre Klientinnen und Klienten.
Wie seid ihr überhaupt auf die Idee gekommen, „Yoga für alle e.V.“ zu gründen? Könnt ihr etwas zur Entstehung und euren konkreten Aufgaben erzählen.
Wie bei vielen sozialen Vereinen startete alles 2014 mit einer persönlichen Betroffenheit, die auslöste, gute Yoga-Erfahrungen weiterzugeben. Der Ansatz damals war, Yoga dorthin zu bringen, wo es wunderbar wirken könnte, sonst aber nie hinkommt! Die anfängliche Vision war, das ganze Potential, das in Yoga schlummert, zu zeigen. 2016 also startete dann in Hamburg der erste Kurs in einer Einrichtung für psychische Erkrankungen. Wir mussten eingangs echt hartnäckig bleiben, bis der Kurs dann zustande kam, denn das öffentliche Bild von Yoga passte erstmal nicht so richtig in die Trägerköpfe. Inzwischen kommen die Einrichtungen auf uns zu, so groß ist die Nachfrage! Vertreten sind wir in erster Linie in Hamburg. Wir sind aber deutschlandweit aufgrund der „Langen Nacht des Yoga“ vertreten, die sehr erfolgreich seit 2014 in zahlreichen Städten einmal jährlich stattfinden. Die „Lange Nacht des Yoga“ ist unser Lifestyle-Fundraising-Event, das sehr schnell wuchs. Um unsere Arbeit aber kurz noch zu erläutern: Wir bestehen aus sieben Gründungsmitgliedern. Wir haben ordentliche Mitglieder und Fördermitglieder, die aber nicht zwangsläufig auch aktiv sind. Ehrenamt wird in erster Linie von den Yogalehrenden ausgeübt. Und mit Ehrenamt meine ich auch im buchstäblichen Sinne: Für uns ist eine Ehre, dass Menschen uns ihr Zeit geben, wiederum für die Lehrenden ist es eine Ehre, einen gesellschaftlichen Beitrag leisten zu können. Neben den Yogalehrerinnen, sind Menschen, die die Orga und Kommunikation übernehmen, noch ehrenamtlich für uns tätig. Konkret in Hamburg können wir nun nach jahrelanger Arbeit sagen, soziales Yoga ist hier genau dort angekommen, wo es immer hinsollte und die Träger sagen weiterhin trotz Corona klar: Wir brauchen dieses Angebot!
Ihr habt aktuell die sehr spannende Kampagne „In mir ist wieder Licht“ laufen. Erzählt doch mal!

„In mir ist wieder Licht“ startete am 24. November. Der November per se, Corona mal gar nicht dazugerechnet, ist ja für viele schon ein herausfordernder Monat: Es wird früh dunkel, es ist kalt und wenn man dann noch an einer psychischen Erkrankung leidet, sind die dunklen Wintermonate doppelt hart. Der noch am Shootingtag entstandene Claim „In mir ist wieder Licht“ stammt tatsächlich von Johannes, der auch auf dem Kampagnen-Foto zu sehen ist. Johannes war einer der ersten Teilnehmer unseres Yoga-Angebots 2016, ist bis jetzt dabeigeblieben und ist auch eine der tragenden Säulen der Gruppe und zieht andere Klienten der Einrichtung in den Kurs mit dazu. Bei Instagram könnt ihr auch das Video mit Johannes sehen. Wir möchten aber auch auf den Kern des Yoga aufmerksam machen. Yoga ist so viel mehr und kann, wie z.B. bei Johannes, eine positive Verlaufskurve bewirken. Und „in mir ist wieder Licht“ kann doch eigentlich jeder sagen, der Yoga macht! Und warum der 1. Dezember noch konkret als Datum? Am Dienstag, 1.12. findet der „Giving Tuesday“ quasi eine Art Gegenbewegung zum „Black Friday“ statt. Ein Tag, der unsere Kampagne nicht besser abrunden könnte, um Spendenklassen anzubieten.
Wie können Interessierte euch unterstützen?

Yogalehrende mit entsprechender Qualifikation, schwerpunktmäßig erstmal in Hamburg, suchen wir für unseren Pool immer wieder. Wir freuen uns jederzeit über Fördermitglieder, die verlässlich einen gewissen Betrag spenden. Einzelspenden unterstützen uns natürlich auch. Aber es beginnt auch schon im ganz Kleinen: Teilen, liken, die Sozialen Medien nutzen und auf unsere Arbeit aufmerksam machen. Sprecht darüber, dass es unseren ehrenamtlichen Verein in Hamburg gibt. Sprecht über soziales Yoga!
Liebe Conny, liebe Birgit, vielen Dank für das tolle Gespräch!
Am 1. Dezember finden 5 Licht-Spendenklassen online statt.
Ziel: 7 x 40 Einheiten Yoga bei psychischen Erkrankungen. Dafür werden 16.800 Euro benötigt. Mit 60 Euro Spende finanzierst Du eine eine Einheit Yoga bei psychischen Erkrankungen.
Folgende Spendenklassen kannst am 01.12.2020 virtuell besuchen:
10:00 – 11:00 „Vinyasa Flow“ mit Franzi Wagner
12:00 – 13:00 „Schreibtisch- Yoga“ mit Lena Schmiegelow
17:00 – 18:00 „After Work Strength and Mobility Flow” mit Pauline Staneker
19:00 – 20.00 Ashtanga Yogaclass mit Diana Pohland
20:30- 21:30 „Yin Yoga“ mit Lea Zubak